9. Tag (Sonntag, 25. August 2019)
Brachttal / Hotel zum Bäcker – Hillige Seele
Es war schon etwas komisch als ich gegen kurz vor 7 Uhr die Augen aufschlug. Eine Woche lang hat sich das gleiche Ritual am Morgen abgespielt. „Gehst du als Erster ins Bad“, „Hast du schon mal raus geschaut wie das Wetter wird“, „Welche Route habt ihr für heute geplant?“
Heute das letzte Mal und es ist schon nach dem Wachwerden anders. Die Unterhaltung geht um die Ereignisse und Erlebnisse der Woche.
Drei Reifenpannen (bis dahin), steile Auffahrten zu den Hotels und kleine Straßen mit engen Kehren. Und was nehme ich aus der Woche mit? Wo wurde mein Glaube angesprochen und wie wurde die Seele berührt? Schnell sind wir im Gespräch bei der Gruppe die Vertrauen vermittelt. In den Kehren und im Gespräch. Wie bekommt man das jemandem vermittelt der noch nie in einer solchen Gemeinschaft unterwegs war? Jetzt wird es Zeit ins Bad zu kommen, die letzten Sachen zu packen, sonst verpassen wir das Frühstück und das wäre hier wirklich schade. Ein reichliches Buffet verspricht einen guten Einstieg in den letzten Fahrtag.
Als ich nach dem Frühstück mein Gepäck weg bringe, stehen schon einige Mitpilger um ein einzelnes Motorrad. Der Blick auf das Hinterrad zeigt einen dicken Nagel im Gummi der Lauffläche. Wie lange der da wohl schon mitfährt? Was wir so alles mit uns herumfahren? Im Reifen und im Kopf.
Es wird kurz geprüft, ob der Reifen noch Druck hat und das, schon von den anderen Pannen bekannte, Reparaturset übergeben. Die Entscheidung steht, gelegentliches Prüfen des Reifendrucks und keine schnelle Fahrten, dann hält der Reifen hoffentlich bis nach Hause. Das sollte auch in unserem Leben Druck halten.
Um 9 Uhr stehen wir wieder im Kreis und halten den letzten Zündfunken. Diesen beschließen wir mit einem gemeinsamen Vaterunser.
Nun geht es an die Verabschiedungsrunde. Gegenseitig umarmen wir uns, bedanken uns für die gemeinsame Zeit und das einander entgegengebrachten Vertrauen. Es ist ja nicht immer selbstverständlich, dass alle die engen Kurven kriegen.
Gegen 9.30 Uhr geht es in neuen Fahrtkonstellationen Richtung Heimatgarage.
Ich bin in einer Vierergruppe unterwegs und gemeinsam haben wir noch eine schwungvollen Fahrtag. Es wird mal wieder über 30 Grad.
In Frankenberg machen wir Rast und essen einen Eisbecher. Die Terrasse des Cafés ist überspannt mit vielen bunten Regenschirmen. Hier hängt der Himmel also voller Schirme. Wir sind also beschirmt, aber nicht nur hier fühle ich mich so. Die gesamte Reise stand unter einem Schirm.
Kurz nach 2 Uhr erreichen wir mit der Hilligen Seele den Startpunkt.
Somit schließt sich im Großen der Kreis der Pilgerfahrt, so wie wir jeden Morgen beim Zündfunken der Kreis im Kleinen geschlossen wurde.
Dem kurzen Dankgebet von Peter in der Kapelle möchte ich mich mit meinem Dank anschließen. Dank an das Tourguideteam mit der Orga im Hintergrund. Dank an alle die uns beherbergt haben und die, die uns auf der Tour begegnet sind. Dank an die, die mit mir diese Tour gefahren sind.
Und Dank an den Herren, der uns die ganze Tour begleitet hat.
Rainer