2022 | Kurztour: Land der 1000 Berge | Tour-Tagebuch

Tagebuch der Teilnehmer an der Motorrad-Pilgerfahrt „Kurztour - Land der 1000 Berger“ vom 25. – 29. Mai 2022

27.03.2022: Vortreffen für die Tour "Land der 1000 Berge"
Mit Katrin und Karl bin ich bei Sonnenschein und angenehmer Temperatur auf kleinen Straßen unterwegs nach Körbecke am Möhnesee. Meine Gedanken beschäftigen sich mit der Tour und dem Vortreffen. Wen werde ich wiedersehen? Nur von 3 Leuten weiß ich, das sie teilnehmen.Dennoch freue ich mich auf das Treffen, die Touren der letzten Jahre wirken nach!
Wir biegen ab zum Tagungshaus "Schnapp's Hof" direkt am Möhneseeufer. Einige Leute schon da und es ist tatsächlich unerwartet ein Gefühl von nach Hause kommen. Nach allgemeinen Informationen zur Tour und Kaffee und Kuchen werden die Fahrgruppen per Los zusammengestellt, was gelegentlich zu Freudensprüngen führt, Enttäuschungen sind andererseits zumindest nicht offensichtlich. Unser Gespräch in der Fahrgruppe geht problemlos zu Ende und wir fahren entspannt und mit gelegentlichem Grinsen im Gesicht nach Hause.
Laudate dominum! Die Tour kann kommen.

Martin

1. und 2. Tag (26.05.2022, Christi Himmelfahrt)

Am Tag der Anreise 25.05.2022 treffen sich bekannte Pilger und auch "neue" zur Kurztour - Sauerland - Land der 1000 Berge in Altastenberg. Es gibt eine herzliche Begrüßung, die Freude auf eine schöne, gemeinsame Zeit mit Touren, neuen Leuten nd neuen Erfahrungen. Apropos Touren: Da für uns das Sauerland „vor der Haustür“ liegt und wir so manche Touren schon gefahren sind, bleibt es doch spannend. Ich bin mir sicher: Es gibt Kurven die ich als Sozia noch nicht kenne.
Nach einem gemeinsamen Frühstück treffen wir uns zum Zündfunken, es wird der Leitgedanke für den Tag ausgegeben – was veranlasst uns / mich am Glauben angesichts der vielen Krisen der Kirchen festzuhalten.
Bei leichtem Nieselregen und einstelligen Temperaturen geht es los. Der Anblick abgestorbener Bäume, aufgeschichteter Holzstapel und brauner, freier Flächen bleibt uns nicht erspart. Die durch die graue Wolkendecke blinzelnde Sonne und der gelb blühende Ginster überall entschädigt etwas.
Nach einer kurzen Pause am Rhein-Weser Turm geht es gemächlich weiter über schöne Straßen, durch sanfte Kurven. Am Biggesee wird eine Mittagspause eingelegt mit leckeren Pommes und Currywürsten. Es geht weiter Richtung Sorpesee, der Wettergott hat ein Einsehen mit uns. Am See machen wir noch eine kleine Rast, die Männer vertiefen sich in technischen Details ihrer Motorräder. Vor Ankunft im Hotel gibt es noch einen Tankstopp. Zum Nachtickern treffen wir uns im Hotel und jeder steuert seine Gedanken zum Zündfunken bei. Das Abendessen nehmen wir in einem großen Saal ein.

Ich hoffe alle Väter und Männer hatten einen schönen Feiertag, mein Tag war rundum gelungen und schön!!
Danke an den Tourguide und die gesamte Truppe.

Bärbel

 


2. Tag (Donnerstag, 27. Mai 2022), Winterberg

Der 2. Fahrtag!
Puh, Nieselregen vom Feinsten, nicht so schön. Aber ok, dann mal um 9:00 Uhr das Helmkreuz mit Zündfunken,
Ein guter Text:
„Als ich die Bar betrat, war es das Erste, was ich sah; so vollkommen unscheinbar und gleichzeitig so auffällig saß er am Tresen, …“ (Der Text ist auf Seite 27 im Roadbook zu finden).

Da haben wir ja ein wenig zu Denken unter dem Helm.
Aber vorher noch das Dilemma: Bei Günthers Mopped ging nix mehr, vermutlich Gaszug gerissen. Shit! Da klar war, dass das nicht mal eben zu reparieren war, fuhren wir ohne ihn zunächst weiter. Mit fiesem Nieselregen ging es in den „oberen Teil“ unserer zu fahrenden Acht. Die erste Stunde war ziemlich blöd, ich hatte wenig Zeit, mich um den Text von heute früh zu kümmern; musste ich mich doch auf die Staße konzentrieren und auf das Ignorieren meiner Angst, auf nasser Straße zu rutschen.
Welche Erleichterung, als die Starßen trocken wurden! Gleich wurden wir flotter und meine düsteren Gedanken verflogen. Wunderschöne Strecken, tolle Landschaft, top Guide und tolle Gruppe.
Ach ja, Gruppe: Uups, wo sind denn die hinter mir? Warten am Straßenrand und in der nächsten Pause die Erklärung: das Mopped von Ulrich (hinten) geht einfach mal so aus – oder nicht an – oder aus und dann nicht an. Puh, der Fehlerteufel in unserer Gruppe! Glücklicherweise „nur“ Material! Also wurde Ulrich zwischen Regina und Martin genommen, damit wir ihn nicht verlieren.
In einer der nächsten Pausen meinte Ulrich (vorne), ich würde immer besser in den Kurven! 😊 Ich freue mich voll!
Insgesamt haben wir ca. 265 km zurückgelegt. Wir haben fiesen Regen, tolle Sonne, viel Wind, einen ziemlich großen LKW, kleine technische Defekte, aber vor allem Eines gehabt: uns! Eine tolle Gruppe mit viel Freude und viel „WIR“!
Und viel von dem, was den Mann an der Bar ausgemacht hat: Annehmen, Zuversicht und Wärme!
Wer ist der Mann an der Bar? Ein wenig vielleicht jeder / jede von uns, deshalb fahre ich mit!
Danke dafür!

Martin

 


3. Tag Altastenberg, 28.05.2022 (Samstag)

Der dritte und letzte gemeinsame Tag!
Nachdem es in der Nacht geregnet und morgens sogar gehagelt hat, war ich bezüglich des Wetters skeptisch, aber …
Nachdem am Vortag Günther wegen seines defekten Motorrads die Tour abbrechen mußte, mußte heute leider Josef aus gesundheitlichen Gründen seine Fahrt beenden.
Gute Besserung.
Der Zündfunke befasste sich mit dem Gedanken „ O Gott ich entwerfe ein Gebet“. Schwieriges Thema. Was mir in Erinnerung geblieben ist, war das Zitat aus dem Korinther Brief:
„Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter Ihnen“
Mein spontaner Gedanke: (entschuldigt bitte) hoffentlich wird das Wetter gut.
Und diese Hoffnung hat sich erfüllt. Tolles trockenes Wetter mit Sonnenschein.

Nun zur Tour, es sei erlaubt mit einigen touristischen Hinweisen. Heute sollte es in das westliche Sauerland und ins Rothaargebirge gehen. Zielpunkt war die architektonisch gelungene Autobahnkirche in Siegen.
Ungewohnt war es bei Sonnenschein von Altastenberg aufzubrechen. Unsere Tourtage betitelt mit Land der 1000 Berge, na ca. 43 Berge konnte ich jetzt schon mal sehen.
Zunächst ging es am Kloster Grafschaft vorbei. Ein ehemaliges Benediktiner Kloster, jetzt Borromäerinnen, mit angeschlossener Fachklinik für Lungenerkrankungen (ehemals Bergleute mit Sklirose).
Nachdem wir eine Besichtigungsrunde in Milchenbach, sehr schön herausgeputzte Sauerländer Häuser, nicht ohne Grund bei der Aktion „Unser Dorf soll schöner werden“. Zweimal mit der Goldplakette prämiert, ging es über kleine Strassen über Jagdhaus (auch sehr sehenswert) zur Autobahnkirche in Siegen.
Beeindruckend ist der höhlenartige Raum aus eigendlich einfachen OSB-Platten gefertigt. Tageslicht läßt das Kreuz am Raumende erstrahlen.
„Finde das Glück in kleinen Augenblicken“, so las ich in einem der ausgelegten Bücher. Passt irgendwie.
Mittag in Bad Laaspe (Kneipenrast). Zwar ein kurzer Stop am Schloß Wittgenstein (Graf Sayn-Wittgenstein, jetzt Internat mit Reitschule).
Dannach tolle Strecke durch das Ilsetal (viele Abgestorbene Bäume und Freiflächen) mit dem Höhepunkt „Kahler Aasten“ mit Kaffeestop. Ein schöner Tag !! Und insgesamt habe ich gefühlte 387 Berge gesehen!
Zum Schluß noch weitere Gedanken aus der Autobahnkirche.
An den Pilger (wir sind ja bei Pilgern mit PS)
Brich auf
Du bist für den Weg geboren
Brich auf
Du hast ein Treffen einzuhalten
Wo? Mit wem?
Vielleicht mit dir selbst
Brich auf
Deine Schritte werden deine Worte sein
Der Weg dein Lied
Die Müdigkeit deine Gebete
Und am Ende
Wird deine Seele zu dir sprechen
Brich auf
Allein oder mit anderen
Aber komme heraus aus dir selbst
Du hast Rivalen geschaffen
Du wirst Begleiter finden
Du wirst Brüder und Schwestern finden
Brich auf!
Dein Kopf weiß nicht
Wohin deine Füße dein Herz führen
Brich auf!
Du wurdest für den Weg geboren
Dein Pilgerweg
Jemand ist unterwegs, dich zu treffen
Sucht dich
Im Heiligtum am Ende des Wegs
Im Heiligtum in der Tiefe deines Herzens
Er ist dein Friede
Er ist deine Freude
Geh!
Gott it schon mit Dir unterwegs.

Stefan

 


Meine Erste Motorradtour

Nachdem ich im letzten November als Spätberufener meinen Motorradführerschein gemacht habe, kam schnell der Wunsch nach einer Motorradtour auf. Meine Frau meinte: „Frag doch mal den Ulrich, der fährt als Tourguide bei Pilgern mit PS mit“. Dann habe ich erstmal den Internetauftritt studiert. Mir war schnell klar, die Tour im Land der 1000 Berge war ideal für mich. Es gab keine lange Anfahrt, die Tagesetappen schienen machbar, kein ständiges Packen der Koffer, kein Transport des Gepäcks während der Tour. Auch der Umfang von 3 Tagen schien mir als Neuling sinnvoll. Nach einem ausführlichen Telefonat mit Ulrich habe ich mich dann mutig angemeldet.

Trotz ausführlicher Informationen von Ulrich blieben doch noch Fragen:
Bin ich gut vorbereitet? Schaffe ich als Fahranfänger diese Tour? Ist mein Motorrad geeignet? Was ziehe ich an? Wie löse ich die Gepäckfrage? Welche Ersatzteile und Werkzeuge benötige ich fürs Motorrad? Gilt mein ADAC Schutzbrief auch fürs Motorrad? Welches Navi benötige ich? Was erwartet mich im spirituellen Teil der Reise? Ist mir das eventuell zu fromm? Welche Menschen treffe ich? Komme ich als Neuling in die eingeschworene Gemeinschaft? Doppelzimmer, oje?

Beim Vortreffen konnte ich einige Bedenken auflösen. Ich fühlte mich sofort gut in die Gemeinschaft aufgenommen. Die Aufteilung in die Gruppen und die Zimmerverteilung gaben mir Sicherheit. Ich wusste, auf wen ich mich konkret einlassen durfte, wen ich ansprechen konnte, falls es zu Fragen kam u.s.w. Insgesamt bin ich vom Vortreffen mit einem sehr guten Gefühl nach Hause gefahren und habe meiner Frau erklärt, dass der Tip für diese Tour wohl der Richtige war.

Vor der eigentlichen Tour gab es dann noch eine Menge zu erledigen. Vor allem konnte man nicht einfach alles ins Auto schmeißen, sondern ich musste gut überlegen, wie viel und welches Gepäck angesichts der Dauer und des Wetters sinnvoll war. Auch fahrerisch wollte ich mich vorbereiten, damit ich nicht zur Spaßbremse werden würde. Also buchte ich ein Kurventraining beim ADAC. Letzteres hat zum Glück bei Regen stattgefunden, so konnte ich das Kurvenfahren bei Nässe üben.
Aber dann ging es endlich los!
Nach meiner Ankunft im Hotel beobachtete ich neugierig die nächsten ankommenden Motorräder. Einen kleinen Schreck bekam ich, als ein rotes Ducati Sportmotorrad vorfuher. Ich mutmaßte, dass da ein junger dynamischer Rennfahrer ankommt, und befürchtete, das die Pilgerfahrt zu einem Straßenrennen mutieren könnte. Als dann der Helm des vermeintlichen Rennfahrers abgenommen wurde, lösten sich meine Befürchtungen in Luft auf. Die nette Fahrerin machte nicht den Eindruck, als wollte sie Rennen fahren. Ich war erleichtert.
Beim Zündfunken, den ich mit Spannung erwartet hatte, war ich beruhigt, das ich zunächst nur zuhören konnte. Neben den Gebeten, Liedern und tollen Texten gab es immer eine Denkaufgabe für „unter den Helm“. Allerdings wusste ich da noch nicht, wie anspruchsvoll das Fahren an sich ist. Denn bei Regen, Wind und Kurven brauchte ich meinen Kopf tatsächlich zum Fahren.

Die Tagesfahrten waren sehr abwechslungsreich. Abgesehen vom Wetter waren die Wegabschnitte sehr unterschiedlich. Es gab enge und weite Kurven, es gab Wiesen, Wälder und Felder, lange Steigungen und steile Gefälle auf unserer Strecke.
Zum Glück gab es regelmäßige Pausen zur Erholung und Stärkung. Die Fahrten waren gespickt mit vielen Sehenswürdigkeiten wie Seen, dem kahlen Asten und der Autobahnkirche bei Siegen. Mein persönliches Highlight war diese Autobahnkirche – ein wunderschöner Bau mit viel Holz und einzigartigen Lichtspielen. Nach jeder Fahrt gab es vor dem Abendessen das sogenannte Nachtickern. Die Denkaufgabe vom Morgen wurde unterm Helm hergeholt und ausführlich besprochen. Der gemeinsame Austausch hat mich sehr bereichert, denn meine eigenen Gedanken wurden durch die der anderen reichlich ergänzt. Daneben kamen auch die fahrerischen Besonderheiten hier zur Sprache. Nach dem Nachtickern war es schön, in geselliger Runde zusammen zu sitzen. Ich bin dabei auch mit denjenigen ins Gespräch gekommen, die tagsüber nicht in meiner Gruppe waren. Wir haben alle miteinander viel erzählt und gelacht.
Als ich dann am späten Abend ins Bett ging, hatte ich gar keine Probleme damit, mir ein Zimmer mit jemandem teilen zu müssen. Zum einen war mein Zimmernachbar schwer in Ordnung und zum anderen war ich viel zu müde, um zu merken, das da jemand neben mir liegt.

Nach der Tour fuhr ich zusammen mit meinem Zimmernachbarn im strömenden Regen nach Hause. Glücklich kam ich dort an. Es hat alles super geklappt. Vielen Dank an alle.
Die letzte Frage: Was nehme ich mit nach Hause?
Ganz sicher werden mir die vielen Eindrücke der wunderschönen Landschaft lange in Erinnerung bleiben. Aber vor allem werde ich die harmonische Gemeinschaft und die tollen Gespräche nicht vergessen!
Und es ist mir bewusst geworden: Auch mit Ende 50 kann man sich noch auf den Weg machen und etwas Neues beginnen. Da geht noch was!
Diese Tour war sicher nicht meine letzte….

Bis bald

Hermann