2019 | Spurensuche Kompakt | Tour-Tagebuch

Tagebuch der Teilnehmer an der Motorrad-Pilgerfahrt "Spurensuche Kompakt"

22.05. bis 26. Mai 2019


Das Vortreffen in Leichlingen

Soll ich eigentlich mit?
Mein Motorrad ist in der Werkstatt, da ich beim BDW unter bzw. hinter der Leitplanke geparkt habe…
Fahre ich wieder? Hm, wenn nicht jetzt, wann dann? Entweder überwinde ich die Angst oder ich setze mich nie wieder drauf!
Eine kleine, angenehme Truppe erwartet mich. Mich rührt sehr die Begrüßung von Barbara, die auch beim BDW mit war. So fühle ich mich etwas aufgehobener.
Das Vortreffen beruhigt mich, ich werde es versuchen. Unsere Kleingruppe macht auch einen passenden Eindruck, also soll es wohl klappen.
Der Rahmen mit dem Roadbook und dem „Gedankenkärtchen“ bringt mich wieder etwas aus der Fassung, aber das wird schon.
Wir fahren also am 22. Mai los ins Zisterzienserkloster Marienstatt und ich freue mich.

Katrin

 


1.Tag (Mittwoch, 22.05.2019)

Der Anreisetag
Franz-Josef hat die Anreise für einige Teilnehmer aus (Ost-) Westfalen organisiert.
Katrin wollte aber eine „vertrauensbildende Maßnahme“ in dem Sinne, dass sie mit ihrem Leih-Moped ganz langsam in ihrem Wohlfühltempo fahren wollte, ohne gleich eine ganze Gruppe aufzuhalten.
Der Wunsch war verständlich, nachdem sie ihr wunderschönes Gerät, wunderbar assistiert von ihrem Schutzengel (vielleicht hat der auch Verstärkung gebraucht) unter einer Leitplanke geparkt hatte.
Das gibt wohl immer für einige Zeit ein komisches Gefühl. Die Fahrt war dann auch eher feucht und kalt aber total rutschfrei. Geht also!
Jetzt ist der Himmel etwas blau und das Abendessen naht. Alles gut also.

Martin
PS. Zum Abendessen sind alle heile angekommen. Die ersten Klosterbräutestungen waren erfreulich!

 


2. Tag (Donnerstag, 23.05.2019)

Erster gemeinsamer Tag.
Nach einem einfachen Frühstück nach „Klosterart“ versammelten wir uns gegen 9 Uhr zum Zündfunken. Dort hörten wir das Motto der 4-tägigen Fahrt in den Westerwald:
Auf den Spuren von Friedrich-W. Raiffeisen, dem Genossenschaftsgründer und Sozialreformer.
Für den Tag während der Fahrt sollten wir uns Gedanken machen: Wofür brenne ich, wo lege ich mich ins Zeug?
Wir starteten gegen 9:30 Uhr und fuhren auf der historischen Raiffeisenstraße zum ersten Zielpunkt. Nach kurzer Fahrt erreichten wir das Geburtshaus in Hamm/Sieg.

In einer ca. 1,5 stündigen Führung durch das Haus gab es Einblicke in das Leben und Wirken von Raiffeisen.
Seine Grundidee war, zu den skrupellosen Geldeintreibern der damaligen Zeit ein Gegengewicht zu bilden (Zitat Ulrich am 23.05.), den armen Bauern Darlehnsverträge zu geben, die ihnen ein besseres Leben ermöglichen sollten.
Die Fahrt sollte dann weitergehen nach Flammersfeld, einer weiteren Stätte seines Wirkens.
Dies war aber erst möglich, nachdem Martin aus der misslichen Lage eines längeren Toilettenaufenthaltes mit Hilfe eines großen Schraubendrehers befreit werden konnte.
Durch kleine Dörfer mit bunten Vorgärten ging es weiter. Als Sozia kann ich die Natur und die herrlichen Ausblicke ringsherum genießen, was bei schönem Wetter einfach toll ist.
Nach einer Stärkung in einem Café erreichten wir Flammersfeld, wo uns die Raiffeisen Botschafterin Frau Georgis erwartete.
Auch sie erzählte uns engagiert und mit viel Wissen das ein oder andere, was wir noch nicht gehört hatten: Das Lebensmotto z. B. lautete: „Was einer nicht schafft, schaffen viele!“
Raiffeisen arbeitete seine Grundidee weiter aus, der Bevölkerung „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu leisten. Mittlerweile, so erfuhren wir, sind Genossenschaften in der ganzen Welt verbreitet und es werden immer mehr.
Mit diesem neuen Wissen bepackt, starten wir die Fahrt zurück zur Abtei Marienstatt, wo wir uns vor dem Abendessen ein „Ankommensbier“ gönnten.
Danach wurde in der Großgruppe ein Resümee des Tages gezogen und in der kleinen Gruppe der nächste Tag besprochen.

Ich freue mich auf die noch kommenden Tage.

Bärbel C.

 


3. Tag (Freitag, 24.05.2019)

Um es vorweg zu nehmen. Es ist viel später geworden als geplant. Aber dazu weiter unten.
Um 9 Uhr stehen wir im kreisförmigen Oval um das Helmkreuz und beginnen unseren Tag.
Nach der Verlesung des Tagebuches müssen wir unseren, nennen wir es mal Kreis, wieder auflösen, da wir einem ausfahrendem Auto im Weg stehen. Wir verlegen das Helmkreuz kurz entschlossen auf einen Platz an der Seite. Der hat aber schon eine gehörige Schräglage.
Dann kommt der Impuls für den Tag. „Drei Auflagepunkte sind stabil. Auf welchen Punkten stehst du auf“? Gesundheit, Familie, Freunde, Glaube, Beruf, Ziele, Erfahrungen, Visionen. Das sind schon viele, zu viele, ein vierbeiniger Tisch kann wackeln, aber reichen auch alle Auflagepunkte bis zum Boden. Die drei zentralen Grundlagen müssen dann auch so stabil sein, dass sie den Oberbau tragen.
Das macht mir nicht zuletzt die schräge Ebene unseres Helmkreuzes klar.
Im Anschluss an den Zündfunken machen wir uns auf den Weg. In meiner Gruppe sind wir nach 71 km an unserem Etappen-Ziel angekommen. Die Festung Ehrenbreitstein bei Koblenz. Hier erhalten wir von Frau Degner eine Führung durch die Raiffeisenausstellung. Auf dem Weg zu den Exponaten geht es durch die Festung und wir erfahren zunächst etwas zur Geschichte der Festung. Von den Ursprüngen in der Antike, dem Bau der jetzigen Festung durch die Preußen, bis hin zu den Einschusslöchern, die von Schießübungen alliierter Soldaten am Ende des 2. Weltkriegs stammen.
In der Raiffeisenausstellung schlägt sie den Bogen von der Person des F. W. Raiffeisen, über seine Zeitgenossen, ob als Mitstreiter oder Gegner zu den Genossenschaften in der heutigen Zeit. Mit Hilfe der interaktiven Stationen zeigt sie, wo uns Produkte aus den Genossenschaften umgeben und wie man durch die Bildung von neuen Genossenschaften ökologisches und nachhaltiges Handeln fördern kann.
Im Anschluss an den Festungsbesuch geht es für unsere Gruppe auf eine kurze Fahrt ins Kaiserbad Bad Ems. Hier machen wir mit Aussicht auf die Lahn, eine ausgiebige Mittagspause. Nach einem abschließendem Espresso geht es über kleine Westerwaldstraßen zurück zur Abtei Marienstatt, wo wir um 17:45 Uhr eintreffen.
Nach dem Abendessen treffen wir uns um 20 Uhr mit Bruder Ignatius um einen Einblick in die Geschichte des Ordens und die Abläufe im Kloster zu erhalten.

Bruder Ignatius berichtet in einer lebhaften und fesselnden Weise über das Klosterleben und nennen wir es mal seine Tücken. Es entwickelt sich ein lebhaftes Gespräch, aus dem wir wertvolle Erkenntnisse und Impulse mitnehmen.
Hierüber ist es dann schon fast Mitternacht geworden, aber wenn aktuelle Themen packend dargestellt werden, spielt die Zeit keine Rolle.
Wir bedanken und verabschieden uns von Bruder Ignatius und sind noch kurz vor dem Tageswechsel auf unseren Zimmern.
Das war ein Tag, der bestimmt noch eine Weile in mir arbeitet und nachwirkt. Gut, dass morgen eine große Runde ansteht. Da kann es noch etwas unter dem Helm kreisen.
Danke für diesen Tag.

Rainer

 


4. Tag (Samstag, 25.05.2019)

Jetzt, 17:30 Uhr, sitze ich vor dem Gästehaus und warte auf den Rest der Truppe.
Ich habe mir heute – wie sagte Klaus heute früh – eine „Auskarte“ genommen.
Als nach dem Zündfunken heute früh, der noch sehr von dem gestrigen Gespräch mit Pater Ignatius geprägt ist, alle ihre Zweiräder sattelten, war mir doch etwas komisch zumute.

Aber ich hatte das Gefühl, dass ich einen Tag für mich gut brauchen kann.
So war es auch! Ich habe schauend, lesend und manchmal „denkend“ im Klostergarten gesessen. Es war traumhaft, ruhig und besinnlich.
Als die gestern vom Pater erwähnte Hochzeit an mir vorbeizog – in einer dicken Stretchlimo – musste ich ob der gestrigen Eindrücke des Paters etwas lächeln: die Bilder passten so gar nicht.
Heute Nachmittag wurde es voller. Die Abendmesse war ein Erlebnis!
Als ich auf dem Weg zum Gästehaus „meine“ Gruppe traf, freute ich mich sehr! Alle heile und glücklich zu sehen, war wie „nach Hause kommen“.
Es war ein guter Tag – und ich habe mich sogar 30 km alleine auf zwei Rädern durch die Gegend getraut.

Katrin

 

Er hat Wort gehalten, der Ich-bin-da: (Ex 3, 14)
Er war da und hat uns zwar nicht in ein Land geführt, in dem Milch und Honig fließen, aber über Straßen mit Kurven über Kurven. Und alle sind sicher angekommen!
Gott sei Dank!
Tim

 

Als „Greenhorn“ bei Pilgern mit PS habe ich den heutigen Tag genossen.
Eine tolle Strecke entlang der Lahn, die für mich völlig neu war.
Das Format dieser kompakten Spurensuche ist in meiner momentanen Lebenssituation: IDEAL. Dann noch die netten, tollen Mitfahrer*innen und das exzellente Wetter – Großartig.
Ich bin dankbar für dieses tolle Gemeinschaftserlebnis – freue mich aber auch wieder auf meine Familie.
Ach ja, und Limburg ist wirklich sehenswert.
Ralf

 

Vielen Dank an Ulrich und alle Gruppenmitglieder für die 3 tollen und erlebnisreichen Tage mit schönen Touren. Ebenfalls einen großen Dank an die Organisatoren der „Spurensuche Kompakt-Tour“.
Markus

 


5. Tag (Sonntag, 26.05.2019)

Der letzte Tag unserer Spurensuche, wir durften auf dem Lehrerparkplatz des Gymnasiums unsere Motorräder abstellen, so dass wir es nicht so weit zur Unterkunft hatten! Um 9 Uhr haben alle gefrühstückt, das Gepäck auf dem Boden und wir stehen wieder im Kreis und das Helmkreuz zum Zündfunken, der im Zeichen des Abschieds steht! Neben Gebeten, zwei Liedern und dem Segen ist es soweit, wir müssen Adieu sagen, jemand mit Pippi in den Augen! Ich merke, wir haben uns gut kennengelernt, jeder umarmt jeden, es ist ein herzlicher Abschied!

Dann trennen sich die Wege, ich fahre mit Tim, Barbara und Michael Richtung Heimat noch einmal durch herrliche Landschaften. Nach ca. 1 Std. verabschiedet sich Tim, ich fahre mit Barbara und Michael weiter, bis Michaels Navi irrtümlich auf die Autobahn führt! Ich fahre alleine weiter, wieder durch tolle Natur, durchs bergische Land, vorbei an Hückeswagen, Wipperfürth und Radevormwald zur Bevertalsperre, wo ein Bikertreff ist, die Zornige Ameise, die ich öfter von Herne angesteuert bin!

Kurz vor Herne treffe ich Michael und Barbara wieder, die vor Köln die erste Abfahrt wieder genommen haben!
In Herne gesund angekommen, schaue ich auf dem Navi in die Fahrstatistik:
In 5 Tagen: 990 km / 18 Stunden im Sattel / Durchschnittsgeschwindigkeit 55 km
Eine tolle Tour geht zu Ende, ohne Unfälle, ohne Schaden!

Um noch einmal auf Tims Zündfunken zurückzukommen bzgl. Ex3,11-14!
Er, der ich bin da, war da! Jahwe heißt: der Gott.
Um es mit den Emmausjüngern (Lk24,28-32) zu sagen:Er, unser Herr Jesus, war mit uns unterwegs! Er hat sich dazu gesellt!

Dank dem Herrn, Dank den Tourguides!

Josef Becker