5. Tag (Mittwoch, 09. September 2020)
Toruwka Hotel - Wieliczka
Heute ist gepäckfreier Tag und jeder Pilger kann sich in neuen verschiedenen Gruppen anschließen. Oder auch einen Ruhetag im Hotel einlegen. Ich habe mich für die Fahrt in die Gedenkstätte des KZ Ausschwitz-Birkenau entschieden, weil ich mit eigenen Augen sehen will, worüber man in meiner Kind- und Jugendzeit gar nicht oder verharmlosend gesprochen hat.
Nach einem kurzen und vorverlegten Zündfunken starten wir mit acht Pilgern in zwei Gruppen zu einer vorgebuchten Führung.
Schon auf der Fahrt beschäftigt mich der Gedanke, was mich bzw. uns erwartet, da mir von Besuchern aus meinem Bekanntenkreis schon schreckliche Berichte gesagt wurden. Ein sehr freundlicher und kompetenter Führer erklärte uns in einer 3,5 stündigen Führung die Abläufe des Lagers.
Es ist mir jetzt noch nicht möglich, das uns vermittelte Wissen in Worten hier zu verfassen.
Ich habe den Eindruck, es ging uns allen so, denn während der gesamten Zeit wurde kaum gesprochen und wir waren wohl alle in Gedanken bei den hier gequälten und ermordeten Menschen. Unfassbar ist, mit welcher zynischer und fast perfekter Planung bis ins Detail dieses riesige Lager und die Ermordung von Millionen Menschen durchgeführt wurde.
Für mich war es sehr beschämend, dass uns ein Pole vor Augen führte, was unsere Vorfahren auch seinem Volk angetan haben. Als Erkenntnis aus diesem Tag möchte ich euch alle aufrufen, wehret den schon teilweise fortgeschrittenen Anfängen, vom neuen Hass und Menschenfeindlichkeit, der sich in unserem schönen Land wieder versucht, Boden zu gewinnen.
Ich wünsche mir, dass unsere Gesetzgeber und die Justiz es endlich begreifen, dass man Rednern von menschen- und volksverachtendem Gehetze ganz entschieden und konsequent entgegentreten muss, um eine Verbreitung dieser braunen Gesinnung zu verhindern. Insgesamt ein trauriger, aber durch das übermittelte Wissen lehrreicher Tag.
Hierzu möchte ich abschließend aus unserem Roadbook den Wunsch und die Bitte an alle richten:
Die dritte Strophe aus dem Lied: „Da berühren sich Himmel und Erde“, wo es heißt:
Wo Menschen sich verbünden, den Hass überwinden, und neu beginnen, ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde.
Günther
Nachtrag:
Mike hat nach erfolgreicher Reparatur auf der Autobahn einen weiteren Schaden an seinem Motorrad. Für ihn ist die Pilgertour wohl beendet. Schade, aber komm gut heim!
Auch möchte ich an dieser Stelle unseren Guides für die Planung und Durchführung dieser Tour herzlich danken und wünsche uns Allen eine gute und gesunde Heimfahrt.