6. Tag, Donnerstag, 1. September 2022
Tag 6
6:30 Uhr – der Wecker schellt. Wie jeden Morgen geht mein erster Blick aus dem Fenster, um das Wetter zu prüfen. Es sieht gut aus. Also noch schnell den Wetterbericht für den Zielort prüfen und erleichtert aufatmen. Ich freue mich über das schöne Wetter. Gott ist uns heute gnädig. Am Vortag hat er uns herausgefordert. Der Wetterbericht sah nicht gut aus und es hat den ganzen Tag geregnet. Ich hatte die Wahl. Sollte ich im Hotel bleiben, oder die Herausforderung annehmen und bei starkem Regen auf das Motorrad steigen und sehen, was kommt?
Ich entschied mich für Letzteres und habe es nicht bereut.
Pilgern bedeutet eben nicht nur schönes Wetter, sondern auch viel Nasswerden oder Schmerzen. Sind es die Finger, welche vom Kuppeln schmerzen, oder die Handgelenke vom vielen Pässe fahren, oder eben ‚nur’ der Hintern, der schmerzt.
Trotzdem nehme ich die Herausforderung jeden Tag aufs Neue an und steige wieder aufs Motorrad. Es macht mir Spaß, in der Gruppe zu fahren und dabei viele neue, verschiedene, nette Menschen kennen zu lernen. Wir führen nicht nur tiefgreifende Gespräche über Gott und die Welt, sondern haben auch immer etwas zu lachen und Spaß miteinander. Das verbinde ich mit „Pilgern mit PS“ und werde auch sehr gerne wiederkommen.
So startete der heutige Tag nach einem üppigen Frühstück wie immer mit dem Zündfunken.
Heute ging es um das Thema „heilig“. Was ist mir heilig?
Darüber sollten wir uns heute Gedanken machen. Eingeleitet wurde das Ganze mit einem musikalischen Poetry Slam. Sehr schön.
Währenddessen war Waldemar damit beschäftigt, Öl in seinem Getriebe aufzufüllen. Da er das passende Werkzeug nicht dabei hatte, fuhr er schon zu einer nahe gelegenen Tankstelle vor, um dort das passende Werkzeug zu finden. Also ging unsere erste Fahrt zur Tankstelle, um ihn dort einzusammeln. Als wir dort eintrafen, lag das Hinterrad demontiert hinter der Maschine und Waldemar war damit beschäftigt, Öl mit einem Schlauch mit dem Mund anzusaugen, um es anschließend in das Getriebe zu blasen. Sehr kreativ. Ein richtiger MacGyver eben. Als wir dann endlich starten konnten, kamen wir aber nur etwa 16 km weiter. Diesmal war es Petra, deren Ducati plötzlich streikte und nach Kraftstoff roch. Wie sollte es auch anders sein? Eine Ducati muss natürlich in Italien liegen bleiben. Dank unserem MacGyver und Dirk wurde schnell der Tank demontiert und der losgerappelte Benzinschlauch wieder befestigt. Man kann sich eben auf andere Pilger verlassen.
Nach zahlreichen Pässen und einem Regenschauer wurden wir schließlich mit einer grandiosen Aussicht von der Großglockner-Hochalpenstraße belohnt. So etwas Schönes kann nur von Gott geschaffen worden sein, dachte ich bei mir. Ich danke ihm dafür und dass er bis heute alle Pilger heile an ihr Ziel gebracht hat.
Nach dem Eintreffen im Hotel und einem üppigen Abendessen mit musikalischer Begleitung aus der Quetschkommode ließen wir den Abend gemütlich im Zirbenstübchen ausklingen.
Morgen erwartet uns sicher ein ebenso schöner Tag.
Ich danke Gott dafür.
TobiasD