Tourtagebuch der Teilnehmer an der Motorrad-Pilgerfahrt "Deutsche Mittelgebirge 2025"
28.05.-01.06.2025
Vortreffen am 03.05.2025 im Haus Maria Immaculata in Paderborn
Wir, Bernd und Mechthild, waren auf das Vortreffen sehr gespannt:
als Teilnehmer der Fahrt ins deutsche Mittelgebirge 2025 treffen wir uns zum ersten Mal. Wer wird als neuer Teilnehmer dabei sein und auf welche alten Hasen treffen wir?
Nach dem kurzen „Hallo“ auf dem Parkplatz ging es auch schon in den vorbereiteten Saal. Die zwei Tourguides, Wolfgang und Uwe, stellten sich der Gruppe vor und stillten die Neugierde auf das, was uns an Rahmenplan vom 28.05. bis zum 01.06.2025 erwartet. Der dritte Tourguide, Ulrich, fehlte entschuldigt.
Uns anderen blieb eine kurze Selbstdarstellung in der Vorstellungsrunde. Wer ist Erst-Mitfahrer, wer Wiederholungstäter? Was erwarten wir von der Tour? Was reizt uns an Pilgern mit PS? Was sollten die anderen Mitfahrer von mir wissen?
Die Aufteilung auf unsere Tourguides wurde diesmal ausgelost und es entstand eine harmonische Mischung, die alle weitestgehend zufrieden stellte. Es sollte eine bunte Mischung von Paaren und Einzelfahrern werden. Glücksfee Benedicta als Nesthäkchen war die Losfee.
Der Umzug in die Cafeteria des Hauses war eine stärkende Unterbrechung und bei Kaffee und Kuchen wurden Gespräche in der Großgruppe fortgeführt.
Bei den anschließenden individuellen Gruppengesprächen wurden weitere Informationen ausgetauscht und die Fahr-Reihenfolge und einige Regeln für das Gruppenfahren während der Tour festgelegt.
Der Startpunkt unserer Tour ist diesmal der Jagdhof Klein-Heilig-Kreuz, in Kleinlüder, im osthessischen Landkreis Fulda gelegen.
Als Impuls wurde für den ersten Abend angeregt, dass sich jeder einmal Gedanken zum Thema Aufbruch machen sollte.
Das Schöne ist ja auch immer der spirituelle Impuls, der das Pilgern mit PS so wohltuend von anderen Motorradreisen unterscheidet. Morgens noch als Zündfunken mit auf die Tour gegeben und abends beim Nachtickern zu Ende bringen und mit neuen Aspekten der Anderen bereichern oder noch einmal überdenken.
Zur Abschiedsrunde wurde ein frisches Laudate-Omnes-Gentes in gewohnter Weise erst kräftig, dann sanft und dann wieder kräftig angestimmt.
Wie schön, sich wieder in die Melodie mit Gleichgesinnten fallen lassen zu können.
Die bewegte Vorfreude auf die Gemeinschaftstour war an den Gesichtern abzulesen.
Auf eine entspannte und fröhliche Tour mit anregenden Begegnungen, Impulsen und Gesprächen freuen sich
Bernd und Mechthild
1. Tag - Donnerstag, 29.05.2025
Schwups, schon habe ich das Tagebuch wieder, oder es mich?
Als inzwischen schon etwas erfahrener Pilger weiß ich, dass es nicht weiter geht, solange das Buch keinen neuen Autor gefunden hat. Und ich wollte jetzt los und aufbrechen, - die „Freude am Fahren“ endlich wieder erleben. Nein das ist jetzt keine Schleichwerbung, zumal ich eine „englische Katze“ als Motorrad meiner Wahl erkoren habe.
Der heutige „Zündfunke“ war der Anstoß, nach dem „Ablegen“ meiner „Lady“ vergangene Woche wieder Freude beim Motorradfahren zu empfinden.
Freude über die wunderschöne Pflanzen- und Tierwelt in der großzügigen Natur des Spessart, die kurvigen Strecken und das zügige Dahingleiten durch dieses großartige Panorama bei Sonne und trockenen Straßenverhältnissen.
Wie heißt es so schön: „Da kommt Freude auf“ - genau, und ein Gefühl heute so ganz anders als noch gestern von Zweifeln über mein fahrerisches Können behaftet und auch gedrückt bei den miesen Wetterbedingungen.
Heute fühle ich mich hingegen wohl, gut aufgehoben in meiner Fahrgruppe und dem gesamten Umfeld meiner Mitpilger. So soll es sein, und das wünsche ich uns allen für die noch kommenden gemeinsamen Tage.
Tom mit der Tigerkatze
2. Tag - Freitag, 30.05.2025
Von Klein-Heilig-Kreuz nach Masserberg (Schöne Aussicht) - dachten wir…
Zum ersten Mal bei einer Pilgern-mit-PS-Tour habe ich das Tagebuch - es gab schon eine gewisse Erwartung an mich - na gut.
Es stimmt: das Tourtagebuch im Tankrucksack verändert die eigene Wahrnehmung, die Gedanken kreisen anders und die Blicke sowieso.
Apropos Blicke: Wenn ich so von hinten auf die vier Motorräder vor mir gucke, sieht das aus wie an der Schnur gezogen. Keine Kette, eher eine flexible Schnur. Alle fahren die eigene Linie, in den Kurven nach außen und dann wieder ins versetzte Fahren. Sieht schön aus und wirkt souverän und sicher.
Schnell bin ich in einem inneren Automatik-Modus - soll ich das vielleicht schon „Flow“ nennen - so früh am Morgen? Fühlt sich jedenfalls so an.
Entspanntes Fahren, gutes angenehmes Tempo, das lässt Freiheit zum Gucken und Riechen und Fühlen und Denken - und bringt uns dennoch gut voran.
Vor uns auf einmal eine riesige Halde, der Monte Kali bei Neuhof, Fulda. Umstritten, weil die austretenden Salze große Schäden in der Natur verursachen.
Gleichzeitig fragen Menschen: Was wird aus unserem Bergbau? Ist wohl oft so…
Es denkt in mir: Was schreibe ich wohl auf? Irgendetwas fährt auch in mir und für uns - das geht ziemlich gut.
Ich spüre, wie Ute hinter mir die Oberschenkel anspannt, wenn wir abbiegen - und danach gleich wieder entspannt. Halt und Sicherheit…
Verena jubelt, als wir oben auf der Wasserkuppe halten: „Total geil, das ist ein Tag, an dem ich weiß, warum ich Mopped fahre!“ Irgendwie geht’s mir auch so.
Wir fahren weiter - frische klare Luft, weite Ausblicke, Wiesen, Felder, Hügel. Ich denke an Conny Jäger - viele kennen sie - Conny sammelt gern Ortsnamen. Also, hier für die Sammlung:
Oben auf dem Berg: Reichenhausen, etwas tiefer: Erbenhausen. Was kommt jetzt, weiter unten? Schafhausen. Na gut, die Tiere gehören auch dazu. Und dann? Gerthausen! Der arme Kerl - ausgestoßen und noch unterhalb der Schafe angesiedelt. Ich hätte Hühnerhausen oder Kuhhausen erwartet.
Statt dessen geht’s nach Fladungen - das riecht doch eher nach dem, was hinten rauskommt. Zum Glück biegt Ulrich vorher ab!
Kurven ohne Ende, Steigungen und Gefällstrecken, manchmal über hundert und mehr Höhenmeter - der Flow geht weiter.
Eine Schrecksekunde: Verena fährt auf einmal auf dem schmalen Seitenstreifen zwischen Asphalt und Leitplanke. Langgezogene Linkskurve bergab, die Grasnarbe ist stabil, Verenas Sicherheit auch - manchmal ist es gut, nicht zu bremsen! Sieht sehr souverän aus, wie sie auf dem Gras fährt und im passenden Moment auf die Straße wechselt. Cool gemeistert, Respekt!
Überhaupt - Respekt: Die Reste getrockneten Schlamms aus der "Seenplatte" des gestrigen Feldwegs hängen noch an Ulrichs RT, dagegen hilft Wasser. Schlamm auf der Seele scheint’s nicht zu geben, und gegen lokale Schwellungen an Knie und Knöchel helfen Arnika-Kügelchen, die es heute in der Ostheimer Apotheke gab.
Respekt auch hier für das Aufstehen nach dem Sturz, Mio und Ulrich!
Die Wehrkirche in Ostheim ist sehenswert und hat uns sehr beeindruckt. Nach einer geruhsamen Pause im Ristorante Roma machen wir uns wieder auf den Weg.
Nächste Wegrandpause. Ulrich: „Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht!“ - Pete: „Zuerst die gute!“ - Ulrich: „Geht nicht!“ Es ist 15.45 Uhr - wir müssen unsere Route ändern, weil das Ziel anders ist. Nicht Masserberg, Schöne Aussicht, sondern Steinach, Schöne Aussicht. Kriegen wir hin. Danke Bärbel und Franz-Josef, Danke Joachim!
Auf dem restlichen Weg kommen noch einige -hausens, aber das ist jetzt genug.
Wir hatten einen wunderschönen Fahrtag in drei Bundesländern, von denen eines auf jeden Fall Unterfranken ist. Oder Oberfranken? Jetzt sind wir sicher in Thüringen angekommen und genießen diese Schöne Aussicht.
Wolfgang K.
3. Tag - Samstag, 31.05.2025
Steinach - Schöne Aussicht - „Die letzte Etappe“
So schnell kann es gehen. Heute starten wir schon die letzte „offizielle“ Etappe. Angetreten noch in voller Gruppenstärke starten wir dezimiert. Eine Mitfahrerin fehlt. Schade. Das fühlt sich nicht gut an. Mich tröstet der Gedanke, dass sie mit der etwas später startenden Gruppe trotzdem einen schönen Tourtag haben wird.
Und los geht’s. Die ersten Meter bergab laufen geschmeidig. Es fühlt sich gut an, wieder im Sattel zu sitzen. Und während ich beginne, über den heutigen Zündfunken - Wendepunkte - zu sinnieren, hat Ulrichs Navi Einsicht mit mir. 1,5 km und - dank Straßensperren - zweimal gewendet.
Prima, denke ich, erster Punkt des Tages: Check!
Dann ist es endlich soweit. Ortsausgangsschild, und Ulrich nähert sich gewohnt zügig seiner bevorzugten Reisegeschwindigkeit, dreistellig auf dem Tacho. Und während sich Ulrichs linker Fuß nonchalant zweimal nach oben bewegt, peitsche ich alle 6 Gänge meiner kleinen Lady durch und bleibe dran. Nach ein paar Kilometern merke ich wieder, wie gut es sich anfühlt, hinter einem erfahrenen Silberrücken herzufahren. Er kennt alle Gefahren und gibt Sicherheit, auch bei hohem Tempo. Wir hoppeln weiter über die Thüringer Landstraßen. An dieser Stelle möchte ich mal eine Lanze für alle - Achtung Ute - Straßenbauerinnen und -bauer aus Hessen, Mittel-, Unter-, Ober - oder wie auch immer Franken brechen. Beim Thema Asphalt haben sie klar die Nase vorn.
Wir lassen uns den Spaß von ein paar Unebenheiten nicht verderben und machen Strecke durch eine wieder malerische Landschaft. Links ziehen ein paar dunkle Wolken auf. Ulrich biegt rechts ab. Danke Ulrich! Und vorweg: Das Wetter blieb uns trotz aller Unkenrufe erhalten. Es folgt ein Stop mit lecker Kuchen und ein weiterer mit einem Besuch in einer mit Porzellan verkleideten Kirche. 16,90 € Eintritt war den drei Besichtigungswilligen aber zu viel. Zum Glück fand Ulrich den Lieferanteneingang, der leicht zu passieren war, und hatte ein paar schöne Fotos für uns dabei. Sonst wäre das wohl ein weiterer Wendepunkt geworden. Und zwar einer der nicht so schönen Art.
Der Rest der Etappe verging schneller als mir lieb war. Wobei das Körperteil mit den vier Buchstaben mir schon mit drei Buchstaben zu verstehen gegeben hat, dass es langsam reicht. „Aua!“
Zurück im Hotel folgte der gewohnt nette Austausch bei einem leckeren und frischen Glas Bier.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz ausdrücklich bei allen Pilgern bedanken. Ihr alle habt mich vorbehaltlos aufgenommen und mir von Tag Eins ein gutes Gefühl und eine Zugehörigkeit gegeben. Das hat mich beeindruckt und diese Tage mit Euch für mich unvergesslich gemacht.
Pete
4. Tag - Sonntag, 01.06.2025
Abschied
Ich finde es immer wieder faszinierend, wie unterschiedlich man Zeit erleben kann. Sie kann sich unendlich ausdehnen - kriechen - oder wie im Flug verstreichen. Genau so habe ich es auf dieser schönen Tour empfunden: sie ist (leider) wie im Flug vergangen und heute ist schon der Abschiedszündfunken und alle sind ein wenig traurig.
Die Tour führte durch eine landschaftlich sehr reizvolle Gegend, die Hotels waren super und wir hatten intensive Kleingruppengespräche, besonders am letzten Abend, als es um das Thema „Wendepunkte in meinem, unseren Leben“ ging.
Dankbar und erfüllt mit vielen neuen Eindrücken nehmen wir Abschied voneinander: „… und bis wir uns wiedersehen, halte Gott uns fest in seiner Hand…“
Ute












