2. Tag - Freitag, 30.05.2025
Von Klein-Heilig-Kreuz nach Masserberg (Schöne Aussicht) - dachten wir…
Zum ersten Mal bei einer Pilgern-mit-PS-Tour habe ich das Tagebuch - es gab schon eine gewisse Erwartung an mich - na gut.
Es stimmt: das Tourtagebuch im Tankrucksack verändert die eigene Wahrnehmung, die Gedanken kreisen anders und die Blicke sowieso.
Apropos Blicke: Wenn ich so von hinten auf die vier Motorräder vor mir gucke, sieht das aus wie an der Schnur gezogen. Keine Kette, eher eine flexible Schnur. Alle fahren die eigene Linie, in den Kurven nach außen und dann wieder ins versetzte Fahren. Sieht schön aus und wirkt souverän und sicher.
Schnell bin ich in einem inneren Automatik-Modus - soll ich das vielleicht schon „Flow“ nennen - so früh am Morgen? Fühlt sich jedenfalls so an.
Entspanntes Fahren, gutes angenehmes Tempo, das lässt Freiheit zum Gucken und Riechen und Fühlen und Denken - und bringt uns dennoch gut voran.
Vor uns auf einmal eine riesige Halde, der Monte Kali bei Neuhof, Fulda. Umstritten, weil die austretenden Salze große Schäden in der Natur verursachen.
Gleichzeitig fragen Menschen: Was wird aus unserem Bergbau? Ist wohl oft so…
Es denkt in mir: Was schreibe ich wohl auf? Irgendetwas fährt auch in mir und für uns - das geht ziemlich gut.
Ich spüre, wie Ute hinter mir die Oberschenkel anspannt, wenn wir abbiegen - und danach gleich wieder entspannt. Halt und Sicherheit…
Verena jubelt, als wir oben auf der Wasserkuppe halten: „Total geil, das ist ein Tag, an dem ich weiß, warum ich Mopped fahre!“ Irgendwie geht’s mir auch so.
Wir fahren weiter - frische klare Luft, weite Ausblicke, Wiesen, Felder, Hügel. Ich denke an Conny Jäger - viele kennen sie - Conny sammelt gern Ortsnamen. Also, hier für die Sammlung:
Oben auf dem Berg: Reichenhausen, etwas tiefer: Erbenhausen. Was kommt jetzt, weiter unten? Schafhausen. Na gut, die Tiere gehören auch dazu. Und dann? Gerthausen! Der arme Kerl - ausgestoßen und noch unterhalb der Schafe angesiedelt. Ich hätte Hühnerhausen oder Kuhhausen erwartet.
Statt dessen geht’s nach Fladungen - das riecht doch eher nach dem, was hinten rauskommt. Zum Glück biegt Ulrich vorher ab!
Kurven ohne Ende, Steigungen und Gefällstrecken, manchmal über hundert und mehr Höhenmeter - der Flow geht weiter.
Eine Schrecksekunde: Verena fährt auf einmal auf dem schmalen Seitenstreifen zwischen Asphalt und Leitplanke. Langgezogene Linkskurve bergab, die Grasnarbe ist stabil, Verenas Sicherheit auch - manchmal ist es gut, nicht zu bremsen! Sieht sehr souverän aus, wie sie auf dem Gras fährt und im passenden Moment auf die Straße wechselt. Cool gemeistert, Respekt!
Überhaupt - Respekt: Die Reste getrockneten Schlamms aus der "Seenplatte" des gestrigen Feldwegs hängen noch an Ulrichs RT, dagegen hilft Wasser. Schlamm auf der Seele scheint’s nicht zu geben, und gegen lokale Schwellungen an Knie und Knöchel helfen Arnika-Kügelchen, die es heute in der Ostheimer Apotheke gab.
Respekt auch hier für das Aufstehen nach dem Sturz, Mio und Ulrich!
Die Wehrkirche in Ostheim ist sehenswert und hat uns sehr beeindruckt. Nach einer geruhsamen Pause im Ristorante Roma machen wir uns wieder auf den Weg.
Nächste Wegrandpause. Ulrich: „Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht!“ - Pete: „Zuerst die gute!“ - Ulrich: „Geht nicht!“ Es ist 15.45 Uhr - wir müssen unsere Route ändern, weil das Ziel anders ist. Nicht Masserberg, Schöne Aussicht, sondern Steinach, Schöne Aussicht. Kriegen wir hin. Danke Bärbel und Franz-Josef, Danke Joachim!
Auf dem restlichen Weg kommen noch einige -hausens, aber das ist jetzt genug.
Wir hatten einen wunderschönen Fahrtag in drei Bundesländern, von denen eines auf jeden Fall Unterfranken ist. Oder Oberfranken? Jetzt sind wir sicher in Thüringen angekommen und genießen diese Schöne Aussicht.
Wolfgang K.












