7. Tag - Freitag, 07.07.2023
Mystery-Tour, Abschied vom Schwarzwald
Mit dem Zündfunken um 9:00 Uhr ist es spätestens Realität geworden, dass es jetzt Abschiednehmen vom Schwarzwald heißt. Allerdings habe ich nicht gedacht, dass er uns an diesem Tag noch so lange begleitet. Wir fuhren bis zur dritten Pause immer noch im Schwarzwald auf seinen genialen Straßen und durch seine grandiosen Landschaften. Die 1 ½-te und die zweite Pause hatten wir wegen Christians Luftverlust am Hinterreifen an einer Tankstelle und bei einem Reifenhändler verbracht, der aber nur das Ventil tauschen konnte. Aber spätestens bei der dritten Pause an der 710m hoch gelegenen Gaststätte am „Durben“ war klar, dass das mit dem Ventil nichts gebracht hatte. Der Reifen hatte schon wieder fast die komplette Luft verloren. Nach einigem Hin und Her mit Telefonaten bei Reifenhändlern in der Umgebung kam der Tipp von der Wirtin, es doch mal beim kleinen BMW-Händler in Biberach zu versuchen.
Das wurde dann zum Plan A. Nachdem der Reifen noch einmal mit Rainers Kompressor (den ich zum Glück dabei hatte) und Strom von DirkBs Mopped wieder aufgepumpt war, fuhren wir ins Tal zu besagtem Händler. Der hatte tatsächlich einen passenden Schlauch auf Lager. Der angestammte Motorradschrauber war zwar nicht mehr zugegen, aber man war sich schnell einig, dass – wenn Christian selbst das Hinterrad ausbaut – man auch den Schlauch gewechselt bekommt. So kam es dann auch. Wir als Gruppe beschlossen, Christian nicht alleine zu lassen. Es war zwar klar, dass wir dann nicht wie geplant die Route weiterfahren konnten, aber irgendwie würden wir schon zum Hotel kommen.
Über volle und heiße Bundesstraßen und eine Strecke durch Frankreich ist es uns dann gelungen, gegen 18:20 Uhr den Schweigener Hof in Schweigen zu erreichen und ein Ankommbier zu genießen.
Was mir allerdings bereits an unserem Rundfahrtag und heute natürlich auch noch zum Thema Schwarzwald und Gemeinschaft eingefallen ist, ist folgendes:
„Schatzhauser im grünen Tannenwald
bist schon viel hundert Jahre alt.
Dir gehört all Land, wo Tannen stehen,
lässt Dich nur Sonntagskindern sehen.“
Das ist der Spruch, mit dem der Kohlenmunk-Peter das Glasmännlein im Tannenbühl anruft.
Und da mir das Wort Bühl (süddeutsch für Hügel) in mehreren Pensions- und Hotelnamen begegnete, fiel mir auch wieder die Schwarzwaldsage „Das kalte Herz“, niedergeschrieben von Wilhelm Hauff, ein. Viele von Euch kennen bestimmt die (wie ich finde) tolle DEFA-Verfilmung der Sage, aber es lohnt sich, auch das Original zu lesen. Es ist ein Stoff nicht nur für Kinder.
Jedenfalls möchte Peter Munk einer vermeintlich tollen Gemeinschaft angehören, ist aber zu töricht, die drei Wünsche, die ihm das Glasmännlein gewährt, sinnvoll zu nutzen. Der Holländermichel verspricht Abhilfe und macht den Peter zu einem reichen aber auch kalten und herzlosen Menschen. Peter mit dem steinernen Herzen verstößt seine Mutter, schlägt und misshandelt seine Frau und hat am Ende keinen einzigen Freund mehr. Selbst das kalte und steinerne Herz kann so nicht weiterleben. Die Seele sehnt sich nach einer Gemeinschaft.
Lest am besten selbst, wie die Sage sich zum Guten wendet.
DirkJ