8. Tag - Samstag, 08.07.2023
Wir sind im Grenzgebiet zwischen dem Elsass/Frankreich und der Pfalz/Deutschland.
Unsere vorletzte Nacht verbrachten wir im Ort Schweigen.
Heute: letzter Tag der Mystery-Tour – letzter Aufbruch – letzte geguidete Tour – letzte Hotelunterkunftsansteuerung – Ende der Tour – wirklich?
Die Wettervorhersage für heute lautet: es wird heiß – die Sonne wird scheinen und alles geben. Für uns eine anstrengende Herausforderung.
9:00 Uhr: Helmkreuz, Kreisformation, Klangschalenton – Zündfunke
Wir hören eine Geschichte aus der Bibel. Jesus geht mit einigen ausgewählten Jüngern auf den Berg. Dort erleben und sehen sie Ungeheures. Jesus verpflichtet seine Jünger, nicht davon zu erzählen bis er auferstanden sei. Seine Aufforderung: Haltet bis dahin den Mund. Maulkorb.
Welch eine Zumutung – ich stelle mir die Jünger füßescharrend vor…
Der Gedanke für unter den Helm aber lautet: Was erzählt Ihr von der Tour, wenn Ihr wieder daheim seid? – Oh –
Ich frage Dr. Google: Was heißt „erzählen“? Woher kommt dieses Wort?
Ich erfahre: erzählen bedeutet
- anschaulich darstellen/darlegen
- informieren, berichten
Ursprünglich leitet es sich von „zählen“ ab.
Ich stelle mir die Frage: Was erzähle ich? Da fällt mein Blick auf das Ortsschild „Schweigen“ und ich probiere es mit der Bedeutung des Wortes. Ich halte für mich inne, merke, dass es in meinem Kopf mal nach vorne denkend geht. Etwa so: wem erzählst du was wie…?
Und dann wenden sich die Gedanken rückwärts: Was war wann wo…?
So ist die Aufforderung, zu erzählen, die Herausforderung, Erlebtes noch mal zu durchdenken und in eine Reihenfolge zu bringen. Ich für mich stelle fest: erzählen hat etwas mit zählen zu tun. Dann merke ich: je nachdem, wem ich begegne, bin ich eher informativ berichtend, oder lege mein Herz, meine Begeisterung in die Erzählung. Ich zeige, was mich berührt hat. Soweit mein Innehalten in Schweigen.
9:25 Uhr startet unsere Kleingruppe, die anderen beiden Gruppen sind bereits davongerollt. Wir sind nur noch 4 Moppeds. ThomasS hat sich angesichts der für ihn besonders anstrengenden Wetterlage entschieden, auf dem schnellsten Weg zu Unterkunft zu fahren. Hut ab bzw. Helm ab, denke ich. Es ist nicht einfach, sich zu entgruppen und die Sorge, das Kümmern um sich selbst in den Vordergrund zu stellen. Für unsere 4 Moppeds geht es über Frankreich in den Pfälzer Wald. Dort erleben/erfahren wir Strecken erfrischend durch die Waldumgebung. Wie viele unterschiedliche Waldgebiete haben wir auf dieser Tour gesehen, erlebt, gerochen – denke ich so bei mir.
Die Überquerung der Rheinebene in den Odenwald verlangt uns einiges ab – Pause, trinken, Beine, Körper ausschütteln, zurecht ruckeln, sammeln, aufsitzen und weiter geht´s. Wir erreichen den Main, den Spessart und die Zielgerade – Hammelburg in Sicht!
Unsere 5 Moppeds – ThomasS ist bereits dort – sind heile abgestellt. Die anderen sind auch da. Welche Freude! Die Unterhopfung kann durch ein gezapftes Bier zunächst einmal gebändigt werden – puhh – angekommen….
19:30 Uhr: vorzügliches Abendessen, alle Sinne ansprechend, ein Augenschmaus und eine Gaumenfreude
20:45 Uhr: Kreisbildung. Was erzählen wir?
DirkBs Beitrag: Erst einmal nichts. Und wenn ich gefragt werde, dann… Ich finde seine Gedanken stimmig.
Die Mystery-Pilgertour geht zu Ende. Pilgern, so sagt Dr. Google, bedeutet: in der Ferne, in die Ferne, aus der Ferne. Und ganz ursprünglich „per agere“ = über seinen Acker schauen, sein Ansiedlungsgebiet. Morgen/Heute geht es nach Hause, in einen wohlbekannten Rahmen zurück. Wie und wann passen dann die Erlebnisse aus der Ferne da rein? Es wird sich zeigen.
Blicken wir zurück auf die Bibelstelle. Welche Bewegung ist aus dem Erzählen der Jünger entstanden!
Welche Macht liegt im Erzählen!
MioR