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Pilgern mit PS, Helmkreuz am Morgen vor dem Zündfunken
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2024 | Griechenland | Tour-Tagebuch - 11. Tag – Montag, 07.10.2024

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11. Tag – Montag, 07.10.2024

Am Vorabend ist es mal wieder spät geworden und als ich aufwache, strahlt eine grelle Sonne aus einem blutblauen Himmel. Nach einem ungewohnt späten Frühstück blitzt wieder der Zündfunke:
„Wie viel Individualität verträgt eine Gruppe bzw. Gemeinschaft?“ … später mehr dazu.

Von unseren beiden Guides werden zwei verschiedene Touren zur Wahl gestellt. Ich entscheide mich für die längere, um den letzten „frei“Tag in Griechenland noch einmal in vollen Zügen genießen zu können, … denn der nächste Tag hat ja wohl ein Ziel mit unbedingter Pünktlichkeitspflicht.
Jedoch – unverhofft kommt oft – beim Starten stellt sich heraus, dass eines der Moppeds einen Platten hat. Eine passende Werkstatt ist schnell ausgemacht und aufgesucht. Und nachdem der Schrauber-Engel mit einem Gummipfriem das Loch für kleines Geld gestopft hat, gibt´s noch Verlängerung für einen Zündkerzenwechsel am blauen Wölkchen.
Die Hilfsbereitschaft der Menschen dieser Werkstatt ist wirklich anrührend und bereichert das Erlebnisspektrum dieses Tages auf unverwechselbare Weise. Natürlich trägt auch die anschließende
- etwas eingekürzte - Rundtour über die Halbinsel Mani dazu bei:
* Aus grünen Hängen steil aufragende Klippen aus rötlichem Kalkstein.
* Unzählige für Olivenplantagen angelegte Terrassen winden sich an Hängen entlang.
* Ein überraschend einheitlicher und eigenwilliger Baustil der Wohnhäuser in den zum Teil auf steil aufragenden Felsgraten errichteten Dörfern.
* Der Baustil erinnert an mittelalterliche Bürgen mit Türmen, Anbauten und Torhäusern, gebaut aus dem örtlichen Gestein.
* Von weitem sind die Konturen selbst neuester Bauten oft nicht von alten – manches Mal sogar nicht von denen der Ruinen zu unterscheiden.
* Und alles ist umspült vom unglaublich blauen, schaumgesäumten Meer.
* Und umspielt von vielkurvig gewundenen, dreidimensional schwingenden Fahrwegen, auf denen wir entlang gleitend die uns umfassende Schönheit bewundern.
Ein unvergleichlich entspannter Tourtag mit spannender Basteleinlage.
Zurück im Hotel ist noch genug Zeit für ein ausgiebiges Bad (für mich im Pool) und ein Schlümmerchen.
Beim Abendessen kommen wir dann auf das Thema des Zündfunkens:
„Wieviel Individualität verträgt eine Gemeinschaft?“
… ein vielseitiges Thema. Versuchen wir es mit Beispielen:
Beispiel Moppedfahren – hier ist eher weniger Individualität angebracht, denn alle Gruppenmitglieder sollen auf selbem Weg in gleicher Zeit von A nach B gelangen.
Beispiel (Tour)Planungen – hier ist eher mehr Individualität gefragt, denn die Auswahl aus dem größeren Ideenpool verspricht das interessantere Programm.
Beispiel unser Miteinander – schwierig! Einerseits versprechen gerade unterschiedliche Sichtweisen auf gemeinsam Erlebtes die interessanteren Gespräche. Andererseits: Der Wertekanon einer Gruppe entsteht und lebt nur im Kollektiv und verträgt selten Individualität bei der Interpretation.
Beispiel: In welchem Maß darf das Wohlbefinden von Gästen in unserem Land durch das populistische Handeln einer Minderheit eingeschränkt werden?
Was wollen wir da an Individualität zulassen, tolerieren?
Oder fassen wir den Rahmen kleiner: wie weit darf durch das Verhalten einzelner in unserer Gruppe das Urlaubserlebnis anderer Hotelgäste geschmälert werden?... ein heißes Eisen
Ist Individualität überhaupt messbar, um die Frage nach dem „wieviel“ beantworten zu können?

Am Ende steht wohl eines fest: Um die eigene Individualität überhaupt wahrnehmen und weiterentwickeln zu können, braucht jedes Individuum die Gemeinschaft.

Matthias