4. Tag - Montag, 30.09.2024
Liebe Hell(en)a,
den ganzen Tag habe ich mir einen Namen für dich überlegt und hätte dich nun gerne Philia (Freundschaft) getauft. Und dann erfahre ich beim Nachtickern, dass du bereits einen Namen hast.
Aber fangen wir von vorne an.
Der Tag beginnt auf der Fähre. Durch die großen Bullaugen scheint die Sonne, die langsam aus dem Meer aufzusteigen scheint. Ein hellroter Himmel verweist auf einen wundervoll werdenden Tag.
Heute müssen wir mal nicht gleich am Morgen packen. Erst gibt es Frühstück und nach dem Zündfunken dürfen sich alle wieder schlafen legen. So geht Pilgern also auch. Meditation in der Horizontalen statt auf 2 Rädern. Doch um 12 Uhr kommt dann doch Leben aufs Schiff. Alle müssen ihre Kabinen räumen und nach einer Wartezeit auf dem Sonnendeck stürmen wir das Untergeschoss, auf dem wir unsere Maschinen endlich wiedersehen.
Trotz der einfachen ‚Sicherung‘ mit einem dünnen Seil, verknotet an der Sprinkleranlage, ist alles gut gegangen. Es gibt weder Kratzer noch Schrammen. So verlassen wir überglücklich die Fähre und versammeln uns im Hafen.
Etwas Restalkohol vom Ouzo am Vorabend ist auch dabei – aber der ist im Koffer gut aufgehoben.
Und so starten wir in einem neuen Land. Für mich ist es das 25., das ich mit meinem Motorrad befahre. Die Vorfreude war riesig und nun bin ich endlich da.
Bin ich an meinem Ziel angekommen?
So in etwa lautete der Impuls des Tages. Was ist „ankommen“? Wann bin ich angekommen? Und was kommt dann? Viele Fragen kreisen in meinem Kopf.
Gedanklich hänge ich aber noch dem ersten Tag nach: Gott ist aus der Kirche ausgetreten, er ist endlich frei. Komm, wir ziehen los und suchen ihn.
Auch ich suche Gott. In der Kapelle auf dem Schiff genauso wie in der Nacht beim Blick auf den dunklen Ozean und den Sternenhimmel. Am Tag bei den Kirchen und Kreuzen am Wegesrand.
Aber auch bei den Schafen und Ziegen, Hunden, Kühen und der Schildkröte, die wir sahen, musste ich an Gott denken. All das ist für mich seine bunte Schöpfung. Genauso wie die Granatapfelbäume oder die bunten Blumen.
Wann und wo ich ankomme, weiß ich nicht. Wirklich ankommen werde ich vielleicht erst nach diesem Leben. Der Weg dahin ist und bleibt eine Reise. Und wie beim Motorradfahren ändern sich die Umstände stetig. Mal fahren wir auf bestem Asphalt, mal auf Schotter oder Schlamm, mal bei Sonne und mal bei Regen. Und manchmal geht alleine gar nichts mehr und wir brauchen Hilfe.
Wie die Fähre, die uns trockenen Fußes weiterbringt.
So schließe ich mit der Bitte: „Fahr mit uns, Gott!“
Felix