12. Tag – Dienstag, 08.10.2024
Von Mani zur Fähre
Liebe Helena,
ich sitze hier in einer kleinen Kabine auf einem Schiff Richtung Ancona. Mein Kopf platzt und meine Nase läuft. Meine Motivation, dir zu schreiben, ist gleich null. Was hat mich heute morgen dich behalten lassen? Ein Gefühl, vielleicht Abschied. Der Kreis schließt sich und wir sind wieder auf dem Weg heimwärts.
Nach dem letzten Zündfunken auf griechischem Festland kreisen meine Gedanken. Eine Aussage, verschiedene Interpretationen. Liegt die Deutung einer Nachricht beim Empfänger? Muss eine Aussage überhaupt eine Bedeutung für mich haben? Und ist meine Deutung auch die gleiche wie die des Absenders? Eine Energie, die mitschwingt, als ich losfahre. Es fühlt sich an wie eine schwere Energie. Ich beobachte und nehme die Kurven an. Es wird leichter und leichter.
Was nehme ich aus Griechenland mit? – Ein Geschenk.
Für jeden von uns ist es eine andere Erfahrung. Wir (er)fahren die Kurven des Lebens nur, wenn wir die Höhen und Tiefen annehmen und weiterfahren. Würden wir nur die gerade Autobahn nehmen, würde es eintönig und schnell vorbei sein. Für mich ist dieses Geschenk das Erfahren meiner persönlichen Kurven. Den realen, greifbaren Kurven mit meinem Möp, die mit der Erfahrung leichter werden. Und gleichzeitig auch die Lernkurven der persönlichen Entwicklung. Wie gehe ich mit meinen Höhen und Tiefen um? Bin ich an meinen Tiefen schuld? Oder kann ich mich jetzt neu besinnen und dem Ganzen eine andere Bedeutung geben?
Mein Kopf kreist, und während ich versuche, einzuschlafen, wird mir bewusst, dass meine Geschenke, meine Highlights, das, was mir in Erinnerung bleiben wird, die schwierigen Situationen sind. Die wir gemeinsam gemeistert haben, in denen wir füreinander da waren, in denen wir einander halfen.
In denen wir Erfahrungen erfahren haben.
Anne